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Showing posts from September, 2025
Warum Märkte Wartung brauchen Wir Ökonom:innen lieben Effizienz. Doch Systeme, die lange effizient bleiben sollen, brauchen Pflege. Das gilt für Maschinen – und für Märkte. In den letzten Jahrzehnten haben Unternehmer:innen, Innovator:innen und viele von uns aus der Wissenschaft den Motor des Fortschritts am Laufen gehalten, aber das Fundament, auf dem dieser Motor steht, vernachlässigt. Das unsichtbare Gerüst des Wohlstands Ein freiheitliches Gemeinwesen ruht auf einer unsichtbaren Infrastruktur: Eigentumsrechte, Vertragssicherheit, Wettbewerb, offene Kommunikation. Diese Strukturen sind kein Naturzustand – sie sind gebaut, gepflegt und gelegentlich erneuert worden. In der Nachkriegszeit erinnerten akademische Vordenker wie Walter Eucken, Wilhelm Röpke und Friedrich Hayek: Märkte sind empfindliche soziale Gebilde. Die Freiburger Schule entwickelte die Ordnungspolitik – ein Rahmen, der Wettbewerb schützt, ohne ihn zu dirigieren. Die Österreichische Schule ...

Kapitalmarkttheorien lebendig erklärt – mein Auftritt im „Bremer Börsenschnack“

Ein praxisnahes Gespräch über Portfoliotheorie, CAPM, Markteffizienz & Fama/French und was das für Anleger bedeutet. Im Podcast Bremer Börsenschnack habe ich gemeinsam mit Sascha Otto die großen Kapitalmarkttheorien diskutiert: von Markowitz’ Portfoliotheorie (1952) über das CAPM und die Markteffizienzhypothese bis hin zum Fama/French-Dreifaktorenmodell. Klingt zunächst nach Uni-Stoff, ist in Wahrheit aber hochaktuell für Anlegerinnen und Anleger: Risiko & Rendite: zwei Seiten derselben Medaille. Anomalien & Faktoren: Value, Size, Momentum & Co. helfen, Portfolios besser zu verstehen. Praxisnutzen: Wie man heute ein „gutes Portfolio“ konstruiert: diszipliniert, diversifiziert, kosteneffizient. Besonders spannend: Wie relevant diese Modelle heute noch sind und welche Konsequenzen sich daraus ganz konkret für Anlegerinnen und Anleger ergeben. Danke an Patrick Pae...

Under (Financial) Pressure – Was die NFL über Finanzmärkte lehrt

Manchmal findet man spannende ökonomische Einsichten an Orten, wo man sie nicht erwartet. Das neue Paper “Under (Financial) Pressure” von Spencer Barnes, Ted Dischman und Brandon Mendez untersucht, wie finanzielle Anreize Regeln verzerren können und zwar am Beispiel der NFL-Schiedsrichter. Die Idee Die NFL ist ein Milliardenbusiness: 2024 setzte die Liga ca. 23 Mrd. US-Dollar um. Es ist vergleichbar mit Konzernen wie Bayer und SAP. Die Forscher fragen: Beeinflusst dieser finanzielle Druck, wie Schiedsrichter Entscheidungen treffen? Das ist im Kern die gleiche Frage, die wir uns in der Finanzökonomie stellen: Begünstigen Regulatoren große, systemrelevante Player, weil zu viel Geld und Aufmerksamkeit auf dem Spiel stehen? Die Methodik: Ökonometrie im Sport Die Autoren analysieren über 13.000 Defensivstrafen aus NFL-Spielen zwischen 2015 und 2023. Besonderes Augenmerk liegt auf den Kansas City Chiefs in der Ära von Quarterback Patrick Mahomes. Warum? Weil die Chiefs ...

Was bringt eigentlich Unternehmensberatung?

Wir alle kennen das Klischee: Berater kommen ins Haus, tragen PowerPoints hinein und Entlassungen hinaus. Aber stimmt das wirklich? Ein neues NBER Working Paper (Juli 2025) von Gert Bijnens, Simon Jäger und Benjamin Schoefer liefert erstmals eine umfassende empirische Antwort: Was macht Consulting wirklich mit Unternehmen? Die Methodik – Steuerdaten als Daten-Goldmine Die Forscher nutzen eine geniale Datenquelle: alle B2B-Transaktionen in Belgien, die über die Mehrwertsteuer laufen. Damit sehen sie genau, wann und wie viel Firmen für Beratungsleistungen zahlen. Das deckt die gesamte Wirtschaft von 2002 bis 2023 ab. Es ist quasi ein CT-Scan der Consulting-Industrie. Um die Wirkung zu messen, setzen die Autoren auf ein sogenanntes Difference-in-Differences-Design mit synthetischen Kontrollfirmen. Laienhaft gesagt: Sie vergleichen Firmen, die plötzlich stark in Beratung investieren (mindestens +50.000 Euro und eine Verdreifachung gegenüber den Vorjahren), mit ähnlichen Fi...

Mieten oder Kaufen – was sagt die Wissenschaft?

„Wer mietet, wirft Geld zum Fenster raus.“ Diesen Spruch kennt jede:r. Aber stimmt er wirklich? Die kurze Antwort: Es kommt darauf an. Die lange Antwort: Man muss sauber vergleichen. Und genau das ist spannender, als man denkt. Die Methode: Ein fairer Wettkampf zwischen zwei Lebenswegen Stell dir vor, du hast gerade genug Eigenkapital, um eine Wohnung zu kaufen. Ab hier stellen wir zwei Szenarien gegenüber: Kaufen: Du investierst dein Eigenkapital in die Immobilie, finanzierst den Rest über einen Kredit und zahlst monatlich Zins, Tilgung, Grundsteuer, Instandhaltung, Versicherung und ggf. Hausgeld. Nach 20 oder 25 Jahren gehört dir die Immobilie, abzüglich Verkaufsnebenkosten, falls du verkaufst. Mieten & Investieren: Du bleibst Mieter:in. Dein Eigenkapital fließt ins Depot (z. B. ETF). Außerdem investierst du jeden Monat die Differenz zwischen Eigentumskosten und Miete. Ist Mieten einmal teurer, entnimmst du entsprechend aus deinem Depot, um fair zu bleiben. S...