Skip to main content

Was bringt eigentlich Unternehmensberatung?

Wir alle kennen das Klischee: Berater kommen ins Haus, tragen PowerPoints hinein und Entlassungen hinaus. Aber stimmt das wirklich? Ein neues NBER Working Paper (Juli 2025) von Gert Bijnens, Simon Jäger und Benjamin Schoefer liefert erstmals eine umfassende empirische Antwort: Was macht Consulting wirklich mit Unternehmen? Die Methodik – Steuerdaten als Daten-Goldmine Die Forscher nutzen eine geniale Datenquelle: alle B2B-Transaktionen in Belgien, die über die Mehrwertsteuer laufen. Damit sehen sie genau, wann und wie viel Firmen für Beratungsleistungen zahlen. Das deckt die gesamte Wirtschaft von 2002 bis 2023 ab. Es ist quasi ein CT-Scan der Consulting-Industrie. Um die Wirkung zu messen, setzen die Autoren auf ein sogenanntes Difference-in-Differences-Design mit synthetischen Kontrollfirmen. Laienhaft gesagt: Sie vergleichen Firmen, die plötzlich stark in Beratung investieren (mindestens +50.000 Euro und eine Verdreifachung gegenüber den Vorjahren), mit ähnlichen Fi...

Was bringt eigentlich Unternehmensberatung?

Wir alle kennen das Klischee: Berater kommen ins Haus, tragen PowerPoints hinein und Entlassungen hinaus. Aber stimmt das wirklich? Ein neues NBER Working Paper (Juli 2025) von Gert Bijnens, Simon Jäger und Benjamin Schoefer liefert erstmals eine umfassende empirische Antwort: Was macht Consulting wirklich mit Unternehmen?

Die Methodik – Steuerdaten als Daten-Goldmine

Die Forscher nutzen eine geniale Datenquelle: alle B2B-Transaktionen in Belgien, die über die Mehrwertsteuer laufen. Damit sehen sie genau, wann und wie viel Firmen für Beratungsleistungen zahlen. Das deckt die gesamte Wirtschaft von 2002 bis 2023 ab. Es ist quasi ein CT-Scan der Consulting-Industrie.

Um die Wirkung zu messen, setzen die Autoren auf ein sogenanntes Difference-in-Differences-Design mit synthetischen Kontrollfirmen. Laienhaft gesagt: Sie vergleichen Firmen, die plötzlich stark in Beratung investieren (mindestens +50.000 Euro und eine Verdreifachung gegenüber den Vorjahren), mit ähnlichen Firmen, die das nicht tun. So isolieren sie, was durch die Beratung passiert und nicht einfach ohnehin passiert wäre.

Die Ergebnisse – kleine, aber echte Effekte

  • Produktivität: Firmen steigern ihre Arbeitsproduktivität im Schnitt um ca. 3,6% in den fünf Jahren nach der Beratung. Das klingt nicht nach Weltrevolution, ist aber für große Unternehmen durchaus viel Geld.
  • Löhne: Überraschung: Die Durchschnittslöhne steigen um knapp 3%. Beratung geht also nicht zulasten der Mitarbeiter, sondern wirkt eher als Win-Win.
  • Beschäftigung: Leichte Schrumpfung (−2,5%), aber kein Massenabbau. Berater helfen offenbar beim „Aufräumen“, ohne die Belegschaft radikal zu kürzen.
  • Profitabilität: Kein klarer positiver Effekt. Die Gewinne steigen nicht dauerhaft, weil die Produktivitätsgewinne oft an die Beschäftigten weitergegeben werden.
  • Wer profitiert besonders? Schwächere Firmen holen stärker auf. Beratung wirkt als „Effizienz-Katalysator“ für Nachzügler.

Die Bewertung: Mythos vs. Realität

Die Daten sprechen gegen das böse Klischee vom reinen „Rent-Shifting“, bei dem Manager und Berater auf Kosten der Arbeitnehmer absahnen. Stattdessen sehen wir: moderate Produktivitätsgewinne, steigende Löhne, etwas Umstrukturierung. Also eher: Beratung bringt was, aber sie ist kein Wundermittel.

Und was heißt das für uns?

Für Politik und Unternehmen zeigt die Studie: Consulting ist keine reine Abzocke, aber auch kein magischer Wachstumsturbo. Es lohnt sich, wenn man als Firma ineffizient ist oder an einem Scheideweg steht. Die größten Gewinne erzielen Nachzügler, nicht die Champions. Oder einfacher: Wer schon Weltklasse ist, braucht keinen McKinsey-Kaffee mehr, aber wer hinterherhinkt, kann ein echtes Stück besser werden.


Quelle: Bijnens, G., Jäger, S., & Schoefer, B. (2025). "What Does Consulting Do?" NBER Working Paper No. 34072. Download hier.

Comments

Popular posts from this blog

Riesiger Datenschatz: „Fredde Mac Single Familiy Dataset“!

Aktuell arbeite ich mit Begeisterung am ' Fredde Mac Single Family Dataset ', einem wahren Datenschatz. Diesen entdeckte ich zufällig während der Begutachtung eines Konferenzbeitrags – zu meiner großen Überraschung. Freddie Mac stellt diesen Datensatz zur Verfügung, weil die Aufsichtsbehörde (Federal Housing Finance Agency - FHFA) es so will. Das Ziel? Mehr Transparenz schaffen und Investoren helfen, bessere Modelle für Kreditgeschäfte zu entwickeln. Ein großes Dankeschön an die Behörde dafür!