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Bremer Schreibnacht

Die Staats- und Universitätsbibliothek Bremen (SuUB) und  Bibliotheks- und Informationssystem (BIS) der Universität Oldenburg organisieren für die Studierenden die virtuelle Schreibnacht .  Meiner Meinung ist es ein sehr gutes Projekt, das ich durch einen eigenen Beitrag unterstütze. Ich werde den Studierenden aufzeigen, wie sie datenbasierte Ausarbeitungen erfolgreich umsetzen. Ich werde natürlich auch die Nutzung von ChatGPT einbinden. Ich freue mich auf den regen Austausch. 

Wie investiert man in Nachhaltigkeit? Entscheidungsprozess von ESG-Investorinnen


Amel-Zadeh und Serafeim (2018)  haben eine interessante Gruppierung vorgenommen, wie Institutionen die Entscheidung treffen, in nachhaltige Anlagen (nachfolgend: ESG-Anlagen) zu investieren. ESG-Investorinnen beachten die Dimensionen Umwelt (Enviroment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance) bei der Auswahl von Investments. Aus meiner Sicht lässt sich diese Gruppierung auch auf private Investorinnen übertragen.

 

Bei der Auswahl von ESG-Anlagen lassen sich vier Handlungsstrategien identifizieren. Die erste Strategie beingaltet die sog. Screenings, mit den eine Einschränkung des Anlageuniversums vorgenommen wird. Das Screening kann auf drei Arten erfolgen:

  1. Negatives Screening: Das Herausfiltern von unerünschten Anlagen ist vermutlich der direkteste Weg, ESG-Ziele zu erreichen. Dabei werden Anlagen aus dem Anlageuniversum ausgeschlossen bzw. aussortiert, die aus bestimmten Branchen (z.B. Gambling, Tabak, Waffen) oder Regionen (z.B. Südafrika während des Apartheid) kommen, keine erwünschten Praktiken (z.B. Fairtrade) oder keine spezifische ESG-Kriterien (z.B. Arbeitnehmerschutz) einhalten. Allerdings ist umstritten, ob beim negativen Screening tatsächlich das nutzenoptimale Portfolio erreicht werden kann.
  2. Positives Screening: Diese Auswahl erfolgt meist als Best-in-Class-Ansatz, bei dem die Anlagen von Unternehmen berücksichtigt werden, die besonders gute ESK-Performance gegenüber der eigenen Branche aufweisen. 
  3. Norm-basiertes Screening: Anlagen werden nur berücksichtigt, wenn die Unternehmen spezifische Mindeststandards erfüllen.


Die zweite Strategie ist die thematische Anlagenauswahl. Dabei wird der Fokus auf spezifische Nachhaltigkeitsthemen gesetzt, z.B. saubere Energie, grüne Technologien, Agrarökologie etc. Die dritte Strategie lässt sich als Engagement mit der Unterführung beschreiben. Investorinnen können direkt (z.B. Vermögende, Pensionsfunds etc.) oder indirekt (Investmentfonds, Beratungsunternehmen) Einfluss auf die Unternehmensleitung nehmen, um ESG-Aspekte zu berücksichtigen und/oder ESG-Ziele zu verfolgen. Diese Art der Einflussnahme kann beispielsweise nicht erfolgen, wenn zuvor ein negatives Screening vorgenommen wurde. Das Engagement kann entweder in direkter Kommunikation mit dem Management oder durch Abstimmungen auf den Hauptversammlungen [dort auch wählen gehen!!] erfolgen. Die vierte Strategie zur Auswahl von ESG-Anlagen ist die Einbeziehung der ESG-Kriterien in die finanzwirtschaftliche Analyse der Anlagen. Im Kern geht es darum, den traditionellen Anlageprozess anzupassen, damit er auch die finanzwirtschaftlichen Folgen von ESG-Aspekten zu evaluieren. Dabei werden die ESG-Datenbanken benutzt, um die Risiken und Chancen zu bewerten, die sich aus der Beachtung bzw. Nicht-Beachtung der Nachhaltigkeit ergeben.

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