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Was bringt eigentlich Unternehmensberatung?

Wir alle kennen das Klischee: Berater kommen ins Haus, tragen PowerPoints hinein und Entlassungen hinaus. Aber stimmt das wirklich? Ein neues NBER Working Paper (Juli 2025) von Gert Bijnens, Simon Jäger und Benjamin Schoefer liefert erstmals eine umfassende empirische Antwort: Was macht Consulting wirklich mit Unternehmen? Die Methodik – Steuerdaten als Daten-Goldmine Die Forscher nutzen eine geniale Datenquelle: alle B2B-Transaktionen in Belgien, die über die Mehrwertsteuer laufen. Damit sehen sie genau, wann und wie viel Firmen für Beratungsleistungen zahlen. Das deckt die gesamte Wirtschaft von 2002 bis 2023 ab. Es ist quasi ein CT-Scan der Consulting-Industrie. Um die Wirkung zu messen, setzen die Autoren auf ein sogenanntes Difference-in-Differences-Design mit synthetischen Kontrollfirmen. Laienhaft gesagt: Sie vergleichen Firmen, die plötzlich stark in Beratung investieren (mindestens +50.000 Euro und eine Verdreifachung gegenüber den Vorjahren), mit ähnlichen Fi...

Wie investiert man in Nachhaltigkeit? Entscheidungsprozess von ESG-Investorinnen


Amel-Zadeh und Serafeim (2018)  haben eine interessante Gruppierung vorgenommen, wie Institutionen die Entscheidung treffen, in nachhaltige Anlagen (nachfolgend: ESG-Anlagen) zu investieren. ESG-Investorinnen beachten die Dimensionen Umwelt (Enviroment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance) bei der Auswahl von Investments. Aus meiner Sicht lässt sich diese Gruppierung auch auf private Investorinnen übertragen.

 

Bei der Auswahl von ESG-Anlagen lassen sich vier Handlungsstrategien identifizieren. Die erste Strategie beingaltet die sog. Screenings, mit den eine Einschränkung des Anlageuniversums vorgenommen wird. Das Screening kann auf drei Arten erfolgen:

  1. Negatives Screening: Das Herausfiltern von unerünschten Anlagen ist vermutlich der direkteste Weg, ESG-Ziele zu erreichen. Dabei werden Anlagen aus dem Anlageuniversum ausgeschlossen bzw. aussortiert, die aus bestimmten Branchen (z.B. Gambling, Tabak, Waffen) oder Regionen (z.B. Südafrika während des Apartheid) kommen, keine erwünschten Praktiken (z.B. Fairtrade) oder keine spezifische ESG-Kriterien (z.B. Arbeitnehmerschutz) einhalten. Allerdings ist umstritten, ob beim negativen Screening tatsächlich das nutzenoptimale Portfolio erreicht werden kann.
  2. Positives Screening: Diese Auswahl erfolgt meist als Best-in-Class-Ansatz, bei dem die Anlagen von Unternehmen berücksichtigt werden, die besonders gute ESK-Performance gegenüber der eigenen Branche aufweisen. 
  3. Norm-basiertes Screening: Anlagen werden nur berücksichtigt, wenn die Unternehmen spezifische Mindeststandards erfüllen.


Die zweite Strategie ist die thematische Anlagenauswahl. Dabei wird der Fokus auf spezifische Nachhaltigkeitsthemen gesetzt, z.B. saubere Energie, grüne Technologien, Agrarökologie etc. Die dritte Strategie lässt sich als Engagement mit der Unterführung beschreiben. Investorinnen können direkt (z.B. Vermögende, Pensionsfunds etc.) oder indirekt (Investmentfonds, Beratungsunternehmen) Einfluss auf die Unternehmensleitung nehmen, um ESG-Aspekte zu berücksichtigen und/oder ESG-Ziele zu verfolgen. Diese Art der Einflussnahme kann beispielsweise nicht erfolgen, wenn zuvor ein negatives Screening vorgenommen wurde. Das Engagement kann entweder in direkter Kommunikation mit dem Management oder durch Abstimmungen auf den Hauptversammlungen [dort auch wählen gehen!!] erfolgen. Die vierte Strategie zur Auswahl von ESG-Anlagen ist die Einbeziehung der ESG-Kriterien in die finanzwirtschaftliche Analyse der Anlagen. Im Kern geht es darum, den traditionellen Anlageprozess anzupassen, damit er auch die finanzwirtschaftlichen Folgen von ESG-Aspekten zu evaluieren. Dabei werden die ESG-Datenbanken benutzt, um die Risiken und Chancen zu bewerten, die sich aus der Beachtung bzw. Nicht-Beachtung der Nachhaltigkeit ergeben.

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Riesiger Datenschatz: „Fredde Mac Single Familiy Dataset“!

Aktuell arbeite ich mit Begeisterung am ' Fredde Mac Single Family Dataset ', einem wahren Datenschatz. Diesen entdeckte ich zufällig während der Begutachtung eines Konferenzbeitrags – zu meiner großen Überraschung. Freddie Mac stellt diesen Datensatz zur Verfügung, weil die Aufsichtsbehörde (Federal Housing Finance Agency - FHFA) es so will. Das Ziel? Mehr Transparenz schaffen und Investoren helfen, bessere Modelle für Kreditgeschäfte zu entwickeln. Ein großes Dankeschön an die Behörde dafür!