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Warum Märkte Wartung brauchen Wir Ökonom:innen lieben Effizienz. Doch Systeme, die lange effizient bleiben sollen, brauchen Pflege. Das gilt für Maschinen – und für Märkte. In den letzten Jahrzehnten haben Unternehmer:innen, Innovator:innen und viele von uns aus der Wissenschaft den Motor des Fortschritts am Laufen gehalten, aber das Fundament, auf dem dieser Motor steht, vernachlässigt. Das unsichtbare Gerüst des Wohlstands Ein freiheitliches Gemeinwesen ruht auf einer unsichtbaren Infrastruktur: Eigentumsrechte, Vertragssicherheit, Wettbewerb, offene Kommunikation. Diese Strukturen sind kein Naturzustand – sie sind gebaut, gepflegt und gelegentlich erneuert worden. In der Nachkriegszeit erinnerten akademische Vordenker wie Walter Eucken, Wilhelm Röpke und Friedrich Hayek: Märkte sind empfindliche soziale Gebilde. Die Freiburger Schule entwickelte die Ordnungspolitik – ein Rahmen, der Wettbewerb schützt, ohne ihn zu dirigieren. Die Österreichische Schule ...

Wie investiert man in Nachhaltigkeit? Entscheidungsprozess von ESG-Investorinnen


Amel-Zadeh und Serafeim (2018)  haben eine interessante Gruppierung vorgenommen, wie Institutionen die Entscheidung treffen, in nachhaltige Anlagen (nachfolgend: ESG-Anlagen) zu investieren. ESG-Investorinnen beachten die Dimensionen Umwelt (Enviroment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance) bei der Auswahl von Investments. Aus meiner Sicht lässt sich diese Gruppierung auch auf private Investorinnen übertragen.

 

Bei der Auswahl von ESG-Anlagen lassen sich vier Handlungsstrategien identifizieren. Die erste Strategie beingaltet die sog. Screenings, mit den eine Einschränkung des Anlageuniversums vorgenommen wird. Das Screening kann auf drei Arten erfolgen:

  1. Negatives Screening: Das Herausfiltern von unerünschten Anlagen ist vermutlich der direkteste Weg, ESG-Ziele zu erreichen. Dabei werden Anlagen aus dem Anlageuniversum ausgeschlossen bzw. aussortiert, die aus bestimmten Branchen (z.B. Gambling, Tabak, Waffen) oder Regionen (z.B. Südafrika während des Apartheid) kommen, keine erwünschten Praktiken (z.B. Fairtrade) oder keine spezifische ESG-Kriterien (z.B. Arbeitnehmerschutz) einhalten. Allerdings ist umstritten, ob beim negativen Screening tatsächlich das nutzenoptimale Portfolio erreicht werden kann.
  2. Positives Screening: Diese Auswahl erfolgt meist als Best-in-Class-Ansatz, bei dem die Anlagen von Unternehmen berücksichtigt werden, die besonders gute ESK-Performance gegenüber der eigenen Branche aufweisen. 
  3. Norm-basiertes Screening: Anlagen werden nur berücksichtigt, wenn die Unternehmen spezifische Mindeststandards erfüllen.


Die zweite Strategie ist die thematische Anlagenauswahl. Dabei wird der Fokus auf spezifische Nachhaltigkeitsthemen gesetzt, z.B. saubere Energie, grüne Technologien, Agrarökologie etc. Die dritte Strategie lässt sich als Engagement mit der Unterführung beschreiben. Investorinnen können direkt (z.B. Vermögende, Pensionsfunds etc.) oder indirekt (Investmentfonds, Beratungsunternehmen) Einfluss auf die Unternehmensleitung nehmen, um ESG-Aspekte zu berücksichtigen und/oder ESG-Ziele zu verfolgen. Diese Art der Einflussnahme kann beispielsweise nicht erfolgen, wenn zuvor ein negatives Screening vorgenommen wurde. Das Engagement kann entweder in direkter Kommunikation mit dem Management oder durch Abstimmungen auf den Hauptversammlungen [dort auch wählen gehen!!] erfolgen. Die vierte Strategie zur Auswahl von ESG-Anlagen ist die Einbeziehung der ESG-Kriterien in die finanzwirtschaftliche Analyse der Anlagen. Im Kern geht es darum, den traditionellen Anlageprozess anzupassen, damit er auch die finanzwirtschaftlichen Folgen von ESG-Aspekten zu evaluieren. Dabei werden die ESG-Datenbanken benutzt, um die Risiken und Chancen zu bewerten, die sich aus der Beachtung bzw. Nicht-Beachtung der Nachhaltigkeit ergeben.

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