Warum Märkte Wartung brauchen Wir Ökonom:innen lieben Effizienz. Doch Systeme, die lange effizient bleiben sollen, brauchen Pflege. Das gilt für Maschinen – und für Märkte. In den letzten Jahrzehnten haben Unternehmer:innen, Innovator:innen und viele von uns aus der Wissenschaft den Motor des Fortschritts am Laufen gehalten, aber das Fundament, auf dem dieser Motor steht, vernachlässigt. Das unsichtbare Gerüst des Wohlstands Ein freiheitliches Gemeinwesen ruht auf einer unsichtbaren Infrastruktur: Eigentumsrechte, Vertragssicherheit, Wettbewerb, offene Kommunikation. Diese Strukturen sind kein Naturzustand – sie sind gebaut, gepflegt und gelegentlich erneuert worden. In der Nachkriegszeit erinnerten akademische Vordenker wie Walter Eucken, Wilhelm Röpke und Friedrich Hayek: Märkte sind empfindliche soziale Gebilde. Die Freiburger Schule entwickelte die Ordnungspolitik – ein Rahmen, der Wettbewerb schützt, ohne ihn zu dirigieren. Die Österreichische Schule ...
Im laufenden Semester bin ich Gastprofessor (Adjunct Professor) in Cincinnati, OH, USA. Die Stadt ist fabelhaft und meiner Meinung nach definitiv einen Besuch wert.
Über die Uni hatte ich die Gelegenheit, (wieder einmal) einen Vortrag von Stephen Kotkin von der Princeton University zu besuchen. Das Generalthema des Vortrages war 'sphere of influence'. Dem Inhalt seines Vortrages stimme ich absolut zu. Neben vielen interessanten Einsichten und sehr, sehr viel Detailwissen haben mich am meisten die folgenden Punkte bewegt:
- Allen geht es gut, aber alle klagen. Das scheint ein weiterverbreitetes Phänomen in den entwickelten Industrienationen zu sein. Warum ist so? Kotkin diskutiert diesen Punkt lange und bietet mehrere Thesen an; u.a. schlägt er auch vor, dass es vielleicht nicht allen gut geht. Er bringt das persönliche Beispiel seines Vaters an, der ohne Uni-Ausbildung und als Arbeiter sich ein Haus leisten konnte. Nach Kotkin ist derartiges heute in den USA nicht mehr möglich.
- Den Westen nennt eine gemeinsame Einflusszone, die gemeinsame Werte teilt. Die aktuellen Verwerfungen innerhalb des Westens führt er auf seinen unglaublichen Erfolg zurück, mit dem die Eliten und die Politiker nicht umzugehen wüssten. Gerade diesen Punkt finde ich sehr interessant. Es scheint so zu sein, dass der eigene Erfolg zu einer Verblendung der Eliten und der Politiker führt. Die Eliten und die Politiker vergessen (oder vernachlässigen) die Ursachen des eigenen Erfolgs, unternehmen weniger Anstrengung (bzw. ruhen sich auf dem Erfolg aus) und nehmen an, der Erfolg wird andauern und bei allen ankommen. Der Erfolg komme aber nicht bei allen an. Die Konsequenzen seien die Ergebnisse der US-Wahlen, Brexit etc.
- Ein weiterer wichtiger Punkt: Der Westen, genauso wenig die die UdSSR, wird nicht durch den Einfluss von außen scheitern, sondern, falls es passierte, durch eine innere Implosion (weil wir im Erfolg scheitern).
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