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Bremer Schreibnacht

Die Staats- und Universitätsbibliothek Bremen (SuUB) und  Bibliotheks- und Informationssystem (BIS) der Universität Oldenburg organisieren für die Studierenden die virtuelle Schreibnacht .  Meiner Meinung ist es ein sehr gutes Projekt, das ich durch einen eigenen Beitrag unterstütze. Ich werde den Studierenden aufzeigen, wie sie datenbasierte Ausarbeitungen erfolgreich umsetzen. Ich werde natürlich auch die Nutzung von ChatGPT einbinden. Ich freue mich auf den regen Austausch. 

Wie erfolgreich sind ICOs? Die Investorinnensicht.


Gerade ist der Artikel ‚Eine empirische Analyse von Initial Coin Offerings (ICO)‘, von dem ich der Koautor bin, in DIW-Vierteljahrsheft erschienen. Trotz vieler Jahre in der Forschung ist es noch immer ein feierlicher Moment, wenn die eigene Arbeit veröffentlicht wird. Der Begutachtungs- und Veröffentlichungsprozess dauerte ca. 15 Monate, dazu müssen wir noch die Zeit für die Analysen und das Schreiben berücksichtigen. Etwa zwei Jahre hat es insgesamt gedauert; und das ist recht schneller Prozess! 

In dem Artikel beschäftigen wir uns mit der Frage, was ICO sind und wie erfolgreich die ICOs in der kurzen Frist sind. Zusammenfassend kommen wir zum Schluss, dass die ICOs, wenn sie es an eine Handelsplattform geschafft haben, im Durchschnitt eine Rendite von ca. 400% den Investorinnen, alleine am ersten Handelstag, gebracht haben. 



Was sind ICOs? Der Begriff ICO ist eine Abkürzung für Initial Coin Offering und ist in Anlehnung an IPO, Inital Public Offering ( Gang an die Börse), entstanden. Juristisch sind die ICOs nicht reguliert. Dennoch haben sie sich ohne die üblichen Beglaubigungen durch Banken, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte und andere Finanzintermediäre als Finanzinstrument für Projekte aus der sog. Blockchain-Sphere etabliert. 

Der typische ICO-Prozess ähnelt einer klassischen Finanzierung, auch wenn einige Aspekte (z.B. keine Regulierung, keine Prospekthaftung, kein eigentliches Produkt, Unsicherheit über den An- und Verkauf der Tokens am Sekundärmarkt, Smart-Cotracts etc.) spezifisch für die ICOs sind.  


Abb. 1: Anzahl von ICOs
Die Anzahl der ICOs in der Zeitperiode 01/2015-01/2018, die wir im Artikel untersucht haben, ist sprunghaft im Jahr 2017 angestiegen. Diese lässt sich auch in der Abbildung ablesen, die auf den Zahlen des Artikels beruht. Ab Januar 2018 ist die Anzahl stark gesunken. Mittlerweile haben sich auch andere Formen der Kapitalbeschaffung in der Blockchain-Sphäre entwickelt, z.B. STO (‚Security Token Offering ‘) oder IEO (‚Initial Exchange Offering‘).

Tabelle 2: Entnommen aus Varmaz/Varmaz (2019): Eine empirische Analyse von Initial Coin Offerings (ICO) 


Doch wie erfolgreich waren die ICOs aus der Investorensicht? Im Durchschnitt sehr erfolgreich, wie der Blick in die Tabelle 2, entnommen aus dem Artikel nahe legt. Allerdings sollten wir beachten, dass die Vorteile der Investorinnen (Käufer) auch Nachteile der Gründerinnen (Verkäufer) darstellen. Daher weisen wir in der letzten Spalte aus, wie viel Geld die Gründer in einer statischen Sichtweise theoretisch hätten mehr verlangen können. Im letzten Abschnitt des Artikels gehen wir auch auf die dynamischen Mechanismen von wiederholenden Finanzierungen ein. Spalte ‚ICO (in Prozent). sind die einfachen Initial Returns der ICOs am ersten Handelstag und Spalte ‚Marktbereinigt‘ sind die ICO-Renditen des ersten Handelstages bereinigt um die Marktrendite der Kryptowährungen. Offenbar konnten die Investorinnen viel Geld mit den ICOs im untersuchten Zeitraum verdienen.


Tabelle 3: Entnommen aus Varmaz/Varmaz (2019): Eine empirische Analyse von Initial Coin Offerings (ICO) 

Die Tabelle 3 zeigt die Ergebnisse für die einfachen Mittelwerte der abnormalen Renditen (CAR)  (CAAR) und einfache Mediane (CMAR) der abnormalen Renditen für die ersten 10 Handelstagen. Im weiteren Verlauf des Artikels untersuchen wir mehr als die ersten 10 Tage. Die Ergebnisse deuten eine Absenkung der abnormalen Renditen im Durchschnitt an, aber diese bleiben dennoch sehr hoch, da sie sich um Tagesrenditen (und nicht etwa um Jahresrenditen) handelt. Allerdings zeigt der deutlich geringere Median an, dass die Durchschnitte durch außergewöhnlich hohe Renditen einzelner ICOs nach oben verschoben sind. Ferner sind nicht alle ICOs erfolgreich, da das 25%-Perzentil -16,87% beträgt. Folglich haben 25% der ICOs weniger als -16,78% (pro Tag!) den Investorinnen gebracht. 

Dennoch sind die abnormalen Renditen im Durchschnitt sehr hoch, gerade im Verglich zu den abnormalen Renditen der Aktien bei dem Gang an die Börse (‚IPO‘). Die akademisch interessante Frage an dieser Stelle ist, warum sind die Gewinne so hoch? War das einfach nur eine Blase? War es wegen der fehlenden Regulierung? War es aufgrund der starken Asymmetrie zwischen den Gründerinnen und Investorinnen? Auf diese Fragen gehen wir im letzten Abschnitt des Artikels ein. Aufgrund fehlender Daten können wir jedoch kein abschließendes Urteil bilden. 

Wir sind gerade dabei, die Datenbasis zu erweitern und möglichst viele ICO-Aspekte zu berücksichtigen. Letztlich wollen wir neben den genannten Fragen auch untersuchen,  wovon der Erfolg eines ICOs (aus Investorinnensicht) abhängt. 



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