Stell dir vor: Silvester steht vor der Tür, die Gäste kommen gleich und deine Wohnung sieht wie ein Schlachtfeld aus. Anstatt gründlich aufzuräumen, stopfst du einfach alles in den Schrank. Von außen wirkt’s perfekt, aber wehe, jemand öffnet die Tür. Genau dieses Spiel treiben auch große Banken, sogenannte G-SIBs (Global Systemically Important Banks). Kurz vor dem Jahresende „putzen“ sie ihre Bilanzen: riskante Posten werden abgebaut, Verbindlichkeiten reduziert und alles sieht sicherer aus. Doch gleich im Januar kommt alles wieder zurück. Kamil Pliszka und Carina Schlam haben in einem Arbeitspapier der Deutschen Bundesbank dies untersucht und die Ergebnisse sind eindeutig. In Tabelle 2 aus dem Arbeitspapier sieht man die Kennzahlen, die in den Blick genommen wurden: Gesamtvermögen, ausgegebene Schulden, Derivate, komplexe Level-3-Assets und Handelsbestände. Genau dort wird getrickst. In Tabelle 3 aus dem Arbeitspapier wird es spannend: Am Jahresende schrumpfen G-SIBs ihre...
Im laufenden Semester bin ich Gastprofessor (Adjunct Professor) in Cincinnati, OH, USA . Die Stadt ist fabelhaft und meiner Meinung nach definitiv einen Besuch wert. Über die Uni hatte ich die Gelegenheit, (wieder einmal) einen Vortrag von Stephen Kotkin von der Princeton University zu besuchen. Das Generalthema des Vortrages war 'sphere of influence'. Dem Inhalt seines Vortrages stimme ich absolut zu. Neben vielen interessanten Einsichten und sehr, sehr viel Detailwissen haben mich am meisten die folgenden Punkte bewegt: Allen geht es gut, aber alle klagen. Das scheint ein weiterverbreitetes Phänomen in den entwickelten Industrienationen zu sein. Warum ist so? Kotkin diskutiert diesen Punkt lange und bietet mehrere Thesen an; u.a. schlägt er auch vor, dass es vielleicht nicht allen gut geht. Er bringt das persönliche Beispiel seines Vaters an, der ohne Uni-Ausbildung und als Arbeiter sich ein Haus leisten konnte. Nach Kotkin ist derartiges heute in den USA nicht mehr mögl...